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Der Regisseur Andreas Dresen mit einer Werkschau in Würzburg

Das Internationale Filmwochenende Würzburg freut sich, für seine 51. Ausgabe einen ganz besonderen Gast ankündigen zu dürfen: Den vielfach ausgezeichneten Filmregisseur Andreas Dresen, einen der renommiertesten
Regisseure des deutschsprachigen Films
. Er gewann mehrfach den bayerischen und deutschen Filmpreis sowie internationale Preise auf Filmfestivals wie Cannes, Chicago und Karlovy Vary und ist bei Kritik und Publikum gleichermaßen beliebt. Bereits 1999 war er in Würzburg zu Gast.

Andreas Dresen, Jahrgang 1963, begann seine Laufbahn als Filmemacher in der späten DDR. Nach einem Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg machte er sich schnell einen Namen. Bereits frühe Arbeiten um die Wendezeit verdeutlichen seinen präzisen Blick für die Probleme des gesellschaftlichen Umbruchs dieser Zeit, aber auch für die Hoffnung, die dieser Umbruch auslöste.

Alle seine Arbeiten zeichnen sich durch Authentizität, durch Nähe zu den Menschen und ihren Lebensrealitäten aus, die sozialen und persönlichen Herausforderungen seiner Figuren zeigt er mit großer Empathie. Seine
Protagonisten sind oft Menschen am Rande der Gesellschaft oder Personen in besonderen Lebenssituationen. Dieser Fokus zieht sich durch viele seiner Werke, von „Nachtgestalten“ (1999) über „Halbe Treppe“ (2002) bis hin zu
„Sommer vorm Balkon“ (2005). Dresen arbeitete vor allem zu Beginn seiner Karriere bevorzugt mit Laiendarstellern und verzichtete weitgehend auf künstliche Dramaturgie, was seinen Filmen eine ungeschönte Unmittelbarkeit verleiht.

Ein zentrales Thema in Dresens frühen Filmen ist die DDR und der Transformationsprozess nach der Wiedervereinigung. Filme wie „Stilles Land“ verarbeiten die Entwurzelung und Unsicherheit, die viele Menschen in
dieser Zeit erlebten. Dabei gelingt es Dresen, nicht in Klischees zu verfallen, sondern die Komplexität der persönlichen und kollektiven Erfahrungen zu zeigen. Er erzählt Geschichten von Menschen, die sich inmitten von
Veränderungen
behaupten müssen – oft mit Tragik, aber auch mit leisem Humor.

Die Werkschau zeigt eine Auswahl an Filmen mit Bezug zur DDR beziehungsweise zu den Umwälzungen in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung.

Stilles Land (1992)
Andreas Dresens Debütfilm spielt in den bewegten Herbsttagen des Jahres 1989. Während sich die politischen Ereignisse der Wendezeit in Berlin überschlagen, herrscht in der Provinz Stille. Ein junger ambitionierter Theaterregisseur versucht mit „Warten auf Godot“ neuen Schwung in ein kleines Provinztheater zu bringen, um mit den politischen Ereignissen Schritt zu halten.

Als wir träumten (2015)
Der Spielfilm nach dem Roman von Clemens Meyer beschreibt die Erlebnisse einer Leipziger Jugendclique in der frühen Nachwendezeit, die eine Zeit der Freiheit und Anarchie erlebt, genauso aber Straßenkämpfe mit Neonazis und die Unsicherheit der Zukunft.

Gundermann (2018)
Dresen porträtiert den Rockmusiker Gerhard Gundermann, der trotz seines musikalischen Erfolgs stets an seiner Arbeit als Baggerfahrer im Lausitzer Braunkohlerevier festhielt. Er ist seinen Freundinnen und Freunden als Idealist bekannt – dann kommt zum Vorschein, dass auch er eine Stasi Vergangenheit hat.

In Liebe, Eure Hilde (2024)
Andreas Dresen neuester Film porträtiert die Widerstandskämpferin gegen das Naziregime Hilde Coppi. Der Film gehört zwar thematisch nicht in die Retrospektive mit DDR-Bezug. Trotzdem könnte er das Publikum zum Nachdenken über die höchst unterschiedliche Bewertung anregen, die Hilde und ihr Ehemann Hans Coppi sowie ihr Widerstand gegen das NS-Regime nach dem Krieg in den beiden deutsche Staaten erfahren haben.

Im Anschluss an die Filmvorführungen wird es Gespräche mit dem Regisseur geben. Dabei können die Zuschauerinnen und Zuschauer einen Einblick in seine Arbeitsweise und seine filmischen Intentionen gewinnen.

    Katharina Schulz, Vorständin der Filminitiative Würzburg e. V., sagt zum Besuch des Regisseurs: „Andreas Dresen war schon 1999 zu Gast beim Internationalen Filmwochenende. Mit jedem Film, den er seitdem veröffentlicht hat, hat er bewiesen, dass er einer der interessantesten deutschen Filmemacher ist. Seine Themen sind universell, die Menschen, die er auf der Leinwand liebevoll zum Leben erweckt, sind Heldinnen und Helden des Alltags. Das Thema DDR kehrt in unterschiedlichen Facetten in Dresens Filmen wieder, auch hier stehen nicht die historischen Ereignisse selbst, sondern der Alltag der Menschen im Zentrum. Gerade in Zeiten, in denen mehr über die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern gesprochen wird und in denen rechte Politik gesellschaftliche Spaltung heraufbeschwört, ist der verständnisvolle Blick in diesen Alltag so wichtig. Das kann Verbindung schaffen.“

    Andreas Dresen 1999 zu Gast beim Filmwochenende im ehemaligen Corso-Kino