Der neue gute Deutsche
Our Good German
Regie: Peter Heller
Vorstellungen im Kino
442 - So, 13:45, im Keller Z87
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Inhalt
Rudolf Duala Manga Bell kommt im 19. Jahrhundert als Kind aus der deutschen Kolonie Kamerun nach Deutschland, besucht in Aalen das Gymnasium. Später, als König in Kamerun, wehrt er sich gegen ein Umsiedlungsprojekt der deutschen Kolonialmacht, wird deswegen angeklagt, verurteilt und gehängt. Über 100 Jahre später kämpft sein Nachfahre Jean Pierre Félix-Eyoum, ein pensionierter Förderschullehrer aus München, für seine Rehabilitierung, gegen das Vergessen und die deutsche Bürokratie.
Storyline
In the 19th century Rudolf Duala Manga Bell comes from his native Cameroon to Germany to attend school. Later he returns to his country and is crowned king, albeit under German colonial rule. When he resists a resettlement project, he is accused of treason and executed. A century later, his descendant Jean Pierre Félix-Eyoum is fighting for his rehabilitation and against German bureaucracy.
Über den Film
Jean Pierre Felix-Eyoum und der Regisseur Peter Heller werden beim Filmwochenende anwesend sein, begleitend wird eine kleine Ausstellung zum Leben von Rudolf Duala Manga Bell in der Maschinenhalle gezeigt.Peter Heller kommt nicht zum ersten Mal zum Internationalen Filmwochenende nach Würzburg. In diesem Film kombiniert er historisches Filmmaterial aus seinem früheren Werk „Verdammte Deutsche“ (1997) mit neuen Aufnahmen.
Gerhard Eloy Suttner, Mitarbeiter beim Filmwochenende
Es dürfte nur eine einzige Geschichte über Deutschlands Kolonialverbrechen geben, die an einer Förderschule in Erding bei München ihren Lauf nahm. Dort unterrichtete Jean-Pierre Félix-Eyoum in den Neunzigern im bunten Strickpulli, spielte Gitarre, sang und erzählte seinen Schülern von seinem Urgroßonkel, einem waschechten König aus Kamerun. "So wie hier in Bayern", sagte er, und ein Junge rief beherzt: "Ludwig!" Ganz genauso. Der Münchner Filmemacher Peter Heller fing diese Szenen ein.
[...] Peter Heller zeichnet im Film nach, wie der Fall von einer persönlichen Mission zur hochpolitischen Angelegenheit wurde. Heller, der sich als "Alt-68er" bezeichnet, drehte mehr als 30 Filme über Afrika; er sagt, er habe Félix-Eyoum überhaupt erst mit der Idee "infiziert", dem Urgroßonkel nachzuforschen. Seine Doku "Manga Bell - Verdammte Deutsche" von 1997 folgt dem Lehrer auf Spurensuche in Duala sowie in Aalen und Ulm, wo Manga Bell zur Schule ging. Denn der König lernte nicht nur deutsche Kultur kennen, er liebte sie auch, war beseelt von aufklärerischen Idealen wie "der Gleichheit aller Menschen", wie er schrieb. In der Kolonie aber herrschte keine Gleichheit. Und Manga Bells Vorstellung von den vernünftigen Deutschen zerschellte alsbald.
[...]
Man sieht Félix-Eyoum durchs Land und zwischen den Kontinenten herumreisen, um zu vermitteln. Zwischen den Duala, die Reparationen fordern, und deutschen Politikern, denen es schon schwerfällt, den getöteten König zu rehabilitieren. "Ich stehe da irgendwo ziemlich in der Mitte", sagt Félix-Eyoum. Doch von da aus hat er viel erreicht. [...]
Heller zeigt seinen Freund und Protagonisten als einen, der mit allen und überall das Gespräch sucht. Man hört ihn mit sanfter Stimme darüber erzählen, wie schwierig es anfangs war, Deutschen von ihren Kolonialverbrechen zu erzählen. "Das wollten sie nicht so gerne hören." Doch Félix-Eyoum glaubt ja an das Gute im Menschen, er sagt: "Es gibt kein einziges Kind auf der Welt, das in Hass geboren wird."
Süddeutsche Zeitung
Regie | Peter Heller |
Kamera | Otmar Schmid Klaus Lautenbacher Tobias Wilke |
Musik | Manu Dibango |