Black Box Diaries
Regie: Shiori Ito
Vorstellungen im Kino
412 - So, 13:15, im Kino 1
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Inhalt
2015 absolviert Shiori Ito mit 25 Jahren ein Praktikum beim Medienkonzern Thomas Reuters. Der 54-jährige Fernsehjournalist Noriyuki Yamaguchi, als dessen Biograf mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe befreundet, lädt Shiori zu einem Abendessen in Tokyo ein, um mit ihr über die Medienwelt zu sprechen und ihr Karrieretipps zu geben. Auf der Restaurantoilette spürt sie noch ein Übelkeitsgefühl, dann kommt sie erst im Hotelzimmer wieder zu sich. Später werden die Auswertungen von Überwachungskameras zeigen, dass Yamaguchi sie aus einem Auto ins Hotel geschleppt hat. Nach erfolglosen Versuchen, ihren Missbrauchsfall zur Anzeige zu bringen, beschließt Shiori zwei Jahre später, den Übergriff öffentlich zu machen und ihren Kampf für Gerechtigkeit fortan filmisch zu dokumentieren. Sie macht ihre Ermittlungen miterlebbar, zeigt die Weigerung der Behörden, die Aufklärung des Falls ernsthaft anzugehen, hält ihre Ängste und Überlegungen fest. Ihr Antrieb ist die Hoffnung, in der Gesellschaft und im Justizsystem Japans etwas zu verändern.
Storyline
BLACK BOX DIARIES follows director and journalist Shiori Ito’s courageous investigation of her own sexual assault in an improbable attempt to prosecute her high-profile offender. Unfolding like a thriller and combining secret investigative recordings, vérité shooting and emotional first-person video, Shiori's quest becomes a landmark case in Japan, exposing the country’s desperately outdated judicial and societal systems.
Über den Film
In Black Box Diaries erhalten wir als Zuschauer:innen über persönliche Videotagebucheinträge, Archivmaterial, geheime Ermittlungsvideos und Interviews mit Expert:innen einen Einblick in die Aufarbeitung des Falls. Die Kamera begleitete Shiori von ihrem 27. bis zum 33. Lebensjahr und zeigt eindrücklich die verschiedenen Stationen des Prozesses auf. Immer deutlicher wird dabei, dass es sich nicht nur um einen individuellen Fall handelt, sondern auch um den Kampf für eine Erneuerung des Justizsystems und gegen das Schweigen. Black Box Diaries ist mehr als ein gut gemachter und emotionaler Dokumentarfilm; es ist ein mutiger Aufruf zum Handeln.
Trigon-Film
Im japanischen Strafgesetz wird eine Vergewaltigung erst dann gerichtlich anerkannt, wenn nachgewiesen werden kann, dass körperliche Gewalt angewendet wurde; somit ist sie von einer Konsensklausel ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund patriarchaler Missstände muss sich die Journalistin Shiori Ito behaupten. Dabei wird der zermürbende und aufreibende Weg verdeutlicht, den sie als Frau beschreiten muss, um gegen diese rückständige Gesetzeslücke anzukämpfen und zu ihrem Recht zu kommen. Welche Auswirkungen das für sie selbst und ihr persönliches Umfeld hat, wird in ihrem Debütfilm eindringlich in Szene gesetzt. „I’m not an activist, I’m not a figure, I’m not propaganda for anything” sagt sie über ihren einsamen Kampf um Gerechtigkeit.
filmcasino.at
Die Einzelheiten von Itos Übergriff enthüllt der Film erst am Schluss. Nicht um Spannung zu erzeugen, sondern weil das eigentliche Thema des Films die Mängel im System aufzeigt, das Frauen ignoriert und verunglimpft, sie für ihr eigenes Leid verantwortlich macht, ihnen auf Schritt und Tritt juristische Hindernisse in den Weg legt und sich weigert, sie zu schützen.
Ito verarbeitet mit dem Film das eigene Trauma und schafft eine journalistische Dokumentation von gesellschaftlicher Relevanz, da sie die Missstände grundsätzlich aufdeckt. Weil Opfer sexueller Gewalt sich in Japan normalerweise schämen und lieber darüber schweigen. Ein Gang an die Öffentlichkeit ist ein absolutes Tabu. Sexuelle Gewalt ist auf der ganzen Welt ein Thema, in Japan kommt dazu, dass die traditionelle Rolle der Frau als züchtiges Familienmitglied tief verankert ist im Bewusstsein der Konsensgesellschaft.
Laut einer Untersuchung der japanische Regierung wenden sich nur vier Prozent der betroffenen Frauen an die Polizei.
Stefanie Rusterholz (Tagebuch gegen das Schweigen)
Regie | Shiori Ito |
Drehbuch | Shiori Ito |
Kamera | Hanna Aqvillin, Yuta Okamura, Shiori Ito, Keke Shiratama, Yuichiro Otsuka |
Ton | Andrew Tracy |
Musik | Mark degli Antoni |